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Die letzten Boßelkugeln der Welt sind bei uns!

Unsere Boßelkueln nach 17 JahrenIm CVJM wurde und wird immer gerne geboßelt. Auf Spiekeroog gehört es bei den Stillen Tagen schon seit jeher zur Tradition, am Neujahrstag den Tranpad damit unsicher zu machen. Bei uns im CVJM Sarstedt wird das Holz auch gerne klassisch durch die Feldmark geworfen und gerollt.

Nun ist das alles, nicht nur seit Corona, etwas eingeschlafen. Bei einem internen Workshop kam die Idee auf, das doch wieder in die Gänge zu bringen. Der CVJM Sarstedt besitzt bereits seit 2005 zwei Boßelkugeln. Die sehen mittlerweile natürlich anders aus: Die hübsch marmorierte Oberfläche ist schon lange verschwunden, sie haben einen Abrieb des Holzes hinter sich und sind irgendwie eiförmig geworden. Kein Wunder bei der Kullerei. Also sollten neue Kugeln her.


Kein Problem, dachte ich. Flugs das Internet angeschmissen und bei den einschlägigen Shops nachgeschaut: Nichts zu finden…. Sehr seltsam. Nur Boßelkugeln aus einer Art Gummi-Plaste sind erwerbbar. Ich kann mir aber nicht vorstellen, damit zu boßeln. Denn die Kugeln müssen beim landen und abkullern dieses schöne „Pock-Pock-Pock“- Geräusch machen. Wie würde das bei den anderen Kugeln wohl klingen, „Poing-Pitsch-Patsch?“ Das war also keine Option.


Mit Hilfe von Sandra Kiesslich fand ich schließlich die Herstellerfirma: Eine kleine Drechslerei in – natürlich- Ostfriesland, kurz vor Aurich. Ein Anruf dort brachte dann die bittere Wahrheit ans Licht, die ich von der Frau Eden erfuhr:
„Wir stellen keine Boßelkugeln mehr her, wir geben den Betrieb aus Altersgründen auf. Aber auch andere können das nicht mehr: Die Boßelkugeln bestehen aus Pockholz. Und hier hat sich der Preis für Rohlinge für diese schwere Holzsorte verzehnfacht. Das ist nicht mehr machbar. Wenn sie noch alte Kugeln haben: Nicht wegwerfen. Aber aufhübschen können wir die.“


Ob es denn noch Restbestände gäbe, frage ich. „Ja, sieben oder acht Kugeln haben wir noch mit leichten Fehlern. Aber wir verschicken die nicht mehr. Da müssten Sie schon vorbeikommen.“


Umpf. Das saß. Ich sollte also für zwei Boßelkugeln und der Aufhübschung unserer alten Kugeln 250 km von Sarstedt aus hin- undUnsere Kugeln runderneuert dann wieder zurückfahren? 500km für eine Aktion, die vor Ort 20 Minuten dauert? Ist das nicht Irrsinn? Und völlig übertrieben?


Natürlich ist es das. Also habe ich nicht lange gefackelt und einen Termin gemacht. Ein paar Tage später fuhr ich mal eben kurz hin und stand schließlich im Büro der Drechslerei Eden in Großenfehen. Unsere CVJM-Kugeln seinen gut in Schuss, wurde mir versichert, die könnten aufgehübscht werden, kein Problem. Und dann kam der Moment der Wahrheit: In einem Korb lagen die letzten sieben Boßelkugeln der Welt vor mir. Ich suchte für den CVJM Sarstedt die schönsten aus, verabschiedete mich nach einem Klönsnack vom Ehepaar Eden und fuhr mal eben kurz zurück.

Fazit: Der CVJM Sarstedt besitzt nun vier echte Boßelkugeln aus Pockholz. Zwei aufgehübschte und durch den Abrieb schon verkleinerte Kugeln und zwei noch nie benutzte Kugeln, die in Ihrer ganzen Pracht eigentlich in einen angeleuchteten Schrein hinter Glasschutz gehören. Die Zeit wird zeigen, was mit den Kugeln passiert. Ich persönlich bin froh, diese spontane Aktion durchgeführt zu haben und denke mit Dankbarkeit an die Familie Eden, die nun nach 70 Jahren ihren Familienbetrieb einstellt. 3000 Boßelkugeln hätten Sie im Schnitt je Jahr verkauft. Das ist schon etwas.

 

Einen Tipp gab mir Frau Eden noch mit auf den Weg: „Wenn Sie gehört haben, dass man Boßelkugeln im Wasser lagern soll: Das ist Quatsch. Durch das nasse Holz verstärkt sich nur der Abrieb und die Kugeln werden schneller eiförmig.“ Damit wäre diese ewige Frage auch geklärt.

Also dann: Auf die nächste Boßeltour!

 

Die letzten Kugeln - die auf dem Tisch gehören jetzt uns

-    Gero Grübler